Ein Film als doppelter Skandal: Als Hollywood-Regiestar William Friedkin („Der Exorzist“, „French Connection“) 1979 den Thriller „Cruising“ verfilmte, setzte er sich zwischen alle Stühle.
Superstar Al Pacino spielte darin einen New Yorker Polizisten, der undercover in der schwulen Leder-S/M-Szene nach einem brutalen Serientäter fahndet, und dabei erkennen muss, dass die dunklen Straßen mehr Geheimnisse bergen, als er dachte.
Erwartungsgemäß beschworen Plot und Darstellung den Zorn von puritanischen Moralisten auf sich, die „Unmoral“ witterten, und eine „saubere Leinwand“ forderten.
Völlig unvermutet traf Friedkin jedoch der Protest von der anderen Seite: Schwulenaktivisten demonstrierten gegen den Film, machten ihn zum Politikum und Medienthema. Ihr Vorwurf: Friedkin zeige die Lederszene klischeehaft und sensationsheischend. Es gab zahlreiche, oft erbitterte Boykottaufrufe, und die Dreharbeiten konnten zum Teil nur unter starkem Polizeischutz stattfinden.
Doch seitdem haben sich die Zeiten gewandelt, und damit auch die Sicht auf den Film. „Cruising“ wird nun vor allem als gelungener Thriller gesehen, zugleich aber auch als ebenso spannendes Zeitdokument. 2013 inspirierte der Film den Hollywood-Star und Regisseur James Franco („Milk“, „Spider-Man“) zu seinem Film „Interior: Leather Bar“, einer spannende Reflexion über die Darstellung von Homosexualität in Hollywood-Filmen.
Und: Auch heute noch fasziniert „Cruising“ durch seine ambivalente Handlung, sein Spiel mit Identitäten und ein Ende, das zu vielen Interpretationen einlädt.
Gezeigt wird die 2007 erstellte „Director’s Cut“-Version, die damals auch auf DVD veröffentlicht wurde. Lange Zeit vergriffen, sind diese DVDs inzwischen rare Sammlerobjekte und werden oft zu astronomischen Preisen im Internet gehandelt.
Vor dem Film wird der Filmhistoriker Tobias Sunderdiek eine einordnende Einführung zu „Crusing“ geben.
„Cruising“. USA 1979. Regie und Drehbuch: William Friedkin (nach einem Roman von Gerald Walker). Darsteller: Mit Al Pacino, Paul Sorvino, Karen Allen, Joe Spinell. 98 Min. FSK: ab 16.
Veranstalter: Uni-Film
Kostenbeitrag: 2,50€