Mit dem Rosa Courage Preis möchte das Gay in May Team in diesem Jahr ein Frauenpaar aus Namibia – dem Schwerpunktland des Osnabrücker Afrika Festivals 2016 – für ihr Lebenswerk ehren.
Elizabeth Khaxas war noch vor der Unabhängigkeit ihres Landes (1990) Mitbegründerin verschiedener Frauenorganisationen – bereits 1989 gründete sie die Zeitschrift „Sister Namibia“. Liz Frank war in Australien und Deutschland als Lehrerin tätig und kam über die Anti-Apartheid-Bewegung und das „Centre for African Studies – Namibia Project“ der Universität Bremen im Jahr 1990 nach Namibia, um die postkoloniale Bildungsreform zu unterstützen. Sie ist eine Frau der ersten Stunde in der Frauenbewegung und wurde 2003 Leiterin von Sister Namibia. Seit 2010 arbeitet sie als Journalistin und Beraterin zur Frauen- und Genderthematik.
Liz und Elizabeth sind wohl das prominenteste Lesben-Paar in Namibia. Ihr Rechtsstreit um den Aufenthaltsstatus von Liz ist zum Lehrstück heutiger Jurastudent_innen geworden. Obwohl sie ihn gewonnen haben, wurde nie ihre lesbische Beziehung als Grund für die erteilte Aufenthaltserlaubnis genannt, denn das „L-Wort“ sollte wohl vermieden werden. Beide gelten als die Gründerinnen der Lesbenbewegung Namibias, haben aber auch das Womens Leadership Center ins Leben gerufen, das daran arbeitet, einen einheimischen Feminismus in ländlichen Regionen – insbesondere in der Caprivi-Region – zu trainieren. Eine langwierige und sehr herausfordernde Aufgabe, bei der es darum geht, in Gebieten, die stark patriarchal geprägt sind, über Frauenrechte aufzuklären und dazu beizutragen, dass sich das Leben der Frauen in den Dörfern verbessert. Liz und Elizabeth machen diese Arbeit seit vielen Jahren mit sehr positiven Ergebnissen. Bei diesen Aufklärungs- und Trainingskampagnen sind ihre wichtigsten Gesprächspartner neben den Frauen immer die traditionellen Oberhäupter. Wichtiges Mittel dieser Grassroots-Arbeit ist die von ihnen entwickelte Broschüre „Gewalt ist nicht unsere Kultur“, die auf Englisch und in weiteren Landessprachen darüber aufklärt, welche Rechte Frauen in Namibia haben und dass bestimmte kulturelle oder sexuelle Praktiken für Frauen schmerzhaft und riskant sind.
Gespräche helfen: es ist durch die Dialoge gelungen, die Propagierung der schmerzhaften Praktiken einzudämmen. Im Anschluss an eine gemeinsame Diskussion haben sich die traditionellen Führer nie mehr öffentlich wieder dafür eingesetzt. Diese Art der geduldigen und kultursensiblen Aufklärung ist langfristig erfolgreich gegen Praktiken des „Customary Law“ (Stammesrecht/Gewohnheitsrecht), die große Gesundheitsrisiken für Frauen bergen. In manchen ländlichen Regionen Namibias sind mehr als 50 % der Frauen HIV-positiv, Liz spricht von einem „femicide through apathy“.
Die Laudatio hält an diesem Abend der Autor und Pädagoge Lutz van Dijk, der in Südafrika lebt und bereits im Jahr 2004 den Rosa Courage Preis erhalten hat. Musikalisch untermalt wird die Preisverleihung von Brice Wilfried Sea aus Cote d’Ivoire, der zum Jazz-Studium nach Deutschland kam und seit anderthalb Jahren in Osnabrück lebt.
Veranstalter: Gay in May e.V.
Gefördert aus Mitteln des Landes Niedersachsen in Kooperation mit dem Queeren Netzwerk Niedersachsen
Eintritt frei